Zu den Satirezeitschriften In Deutschland etablierten
sich satirische Zeitschriften erst mit der Revolution 1848/1849. Le Charivari war bereits 1832 von Charles Philipon in Paris als republikanische, dem Ideal des Rechtsstaats verpflichtete Tageszeitung gegründet worden und erschien bis 1882. Ab 1863 setzte sie sich immer häufiger mit den französisch-preußischen Beziehungen auseinander. Der Preuße wurde stets als machtgierig und zunehmend mit den Gesichtszügen Bismarcks unter der Pickelhaube charakterisiert. Einige Zeichnungen des Charivari zum Thema Bayern & Preußen wurden in diese Sammlung aufgenommen. Sie lassen die außenpolitische Dimension der deutschen Einigung im 19. Jahrhundert erkennen und veranschaulichen den französischen Blickwinkel. Den Kladderadatsch, ein humoristisch-satyrisches Wochenblatt, rief 1848 der Dichter David Kalisch (18201872) in Berlin ins Leben. Die Bebilderung stammte vierzig Jahre lang fast ausschließlich von dem Zeichner Wilhelm Scholz (18241893), dem Erfinder der drei Haare Bismarcks. Im Vergleich zum Charivari formulierte der auf Seiten der bürgerlichen Opposition stehende Kladderadatsch seine Kritik an der politischen Entwicklung in Preußen und Deutschland weniger scharf. Seine Karikaturen hatten eher illustrativen Charakter. In der Ära Bismarck verlor die Zeitschrift ihren satirischen Biss und übernahm staatstragende, zum Teil offen propagandistische Funktionen. Der Münchener Punsch wurde am 30. Januar 1848 von Martin Eduard von Schleich (Pseudonym M.E. Bertram, 18271881) gegründet und bis 1872 von ihm geleitet. Diese Zeitschrift orientierte sich an dem britischen Vorbild The Punch The London Charivari (gegründet 1841). Schleich war ein entschiedener Gegner Bismarcks. Seine kritische Haltung zu Preußen speiste sich aus der Überzeugung, in Bayern in dem verfasssungsrechtlich fortschrittlicheren Staat zu leben. Nach 1872 nahm der Münchener Punsch eine reichskonforme Haltung ein. Der Münchener Punsch bildete den Gegenpol zu den seit 1844 ebenfalls in München erscheinenden Fliegenden Blättern. Diese hatten eine eher behaglich-volkstümliche Färbung und verzichteten ab 1866 ganz auf Politik, weshalb sie hier nicht berücksichtigt werden. Die Bremse erschien von 18721878 in München. Im Gegensatz zum Münchener Punsch trauerte sie den Jahren zwischen 1866 und 1871 als der Zeit vermeintlich uneingeschränkter bayerischer Souveränität nach. Ihr Herausgeber Johann Baptist Sigl (18391902) gehörte zu den unversöhnlichsten Gegnern der Reichsgründung 1871. Die 1896 von dem Verleger Georg
Hirth (18411916) publizierte Zeitschrift Jugend
war in erster Linie eine international ausgerichtete Kunst- und Literaturzeitung.
Ähnlich dem von Albert Langen (18691909) drei Monate später
ins Leben gerufenen Simplicissimus stand sie für
neuartige, hohen künstlerischen Ansprüchen genügende Karikaturen,
die sich durch kräftige Farb- und Flächenkontraste, markante
Konturen und plakative Wirkung auszeichneten. |